Hier ein Gastbeitrag zum aktuellen Informationsstand der geplanten Bebauung an der Ketziner Str. (ehemals Ketziner 22). Es handelt sich hier um betroffene Anwohnende, die nicht Mitglieder der BI sind. Daher spiegelt der Inhalt auch nicht die Meinung der BI wieder, die wiederum nach wie vor in der Diskussion dazu steht.

Hier der Beitrag:

„Sehr geehrter Herr Semmelhaack, sehr geehrte Ortsbeiräte und Stadtverordnete,
anbei eine ganz persönliche Note zum Bauprojekt Ketziner Straße in Fahrland.
Wir begrüßen das Bauvorhaben Ihrerseits. Nicht jedoch in dieser geplanten Form und Dimension.
Ob Haufen- oder Angerdorf – uns liegt es fern, eine Studie, Belehrung oder Wiedergabe der mittelalterlichen Dorfstruktur vorzunehmen bzw. vorzutragen.
Uns ist es wichtig, dass in Fahrland, nach massiven Bebauungen und Versiegelungen der letzten Jahre, eine Dorfstruktur im Kern des Dorfes erhalten bleibt. Diese persönliche Stellungnahme entspringt keiner romantischen Vorstellung einer Familie, die aus der „Stadt“ aufs „Dorf“ gekommen ist, sondern mehr dem Gefühl von Tradition, einem intakten Geschichtsbewusstsein und der Maßgabe, dass etwas Neues und Großes nicht immer etwas Besseres bedeuten.
Letzteres war für uns maßgeblich bei der Suche nach einem Eigenheim, welches wir am Ende des Jahres 2019 hier in Fahrland in der Weberstraße besichtigt und zu Beginn des Jahres 2020 erworben hatten. Für uns kam ein Neubau nie in Frage. Wir setzten immer auf eine Bestandsimmobilie. Zum einen, um uns in dieser ein stückweit selbst zu verwirklichen und zum anderen, um nicht Teil des Baubooms in unserer Region zu sein.
Selbstverständlich waren und sind wir nicht so naiv und blauäugig, dass wir davon ausgehen konnten als auch weiterhin davon ausgehen, dass die Freifläche hinter unserem Grundstück von Dauer „frei“ sein wird. Unser Makler wies uns bereits beim ersten Besichtigungstermin darauf hin, dass die Fläche verkauft und „in Planung“ ist. 
Um beim mittelalterlichen Sprachgebrauch zu bleiben, wurden wir im Frühjahr 2021 des Jahres wie Novizen vor vollendete Tatsachen gestellt. Durch unsere Nachbarn, die wir während und nach unserer eigenen Bauphase (Entkernung, Sanierung und Renovierung) kennenlernten, wurden wir zunächst über die geplante Bebauung von ca. 35 Eigenheimen informiert. Diese Pläne wurden dann ad acta gelegt, denn die geforderten Bebauungsgrenzen widersprachen und widersprechen angeblich der Wirtschaftlichkeit des geplanten Vorhabens. Darauf folgte die Präsentation des nun geplanten Seniorenheims.
Die Idee eines betreuten Alterspflegeheims ist hervorzuheben, der geplante Gebäudekomplex ist gemessen an der vorgegebenen dörflichen Struktur nicht tragbar. Niemand muss sich hier für Pest oder Cholera entscheiden. Hier muss einzig ein Kompromiss her.
„Niemand hat vor, ein dreistöckiges modernes Haus in einem mittelalterlichen Haufen- oder Angerdorf zu errichten!“ Das muss der Ansatz sein, wenn man nicht auf Alles im o.g. Kern verzichten möchte. 
Ist der von Ihnen ins Auge gefasste soziale Mehrwert an dieser Stelle nicht höher einzuschätzen als der marktorientierte Wert Ihres Bauvorhabens? Bauen Sie dieses Pflegeheim. Bitte. Sie haben unsere Sympathie und absolute Zustimmung im Rahmen der Notwendigkeit. Aber bitte nicht so.
In einer Zeit, in der uns Innovationen, Kommunikationsformen und auch Infrastruktur zu überholen scheinen, sollte man doch ein wenig Demut vor Traditionen und der Geschichte an den Tag legen. 
Im Spiegel der 825-Jahrfeier im kommenden Jahr ist dieser Gedankenanstoss aus unserer Sicht doch mehr als ein moralischer Fingerzeig.
Mit den besten Grüßen
Katja Damsch und Marcel Runge“