Nachdem ein erneutes Bürgerforum in Fahrland aufgrund zeitlicher Unpässlichkeit der Stadtverwaltung abgelehnt wurde, wurde der BI ein Gesprächstermin mit Herrn Rubelt auf dem Krampnitz-Areal angeboten. Dieses Angebot haben wir angenommen und uns auf dem Areal umgeschaut.
Zu unserer großen Überraschung kamen neben Herrn Rubelt noch Herr Goetzmann (Chef Stadtplanung), Herr Krampitz und Herr Oberthür (Projektleiter der ProPotsdam) zu dem vereinbarten Termin. Nach einem Rundgang über das neue Quartier mit interessanten Einblicken in die aktuellen Bautätigkeiten sind wir in einen offenen Austausch über die Themen Bebauung, Pläne für Krampnitz den Radweg an der L92, die geplante Tram nach Krampnitz und Fahrland, die Anbindung nach Marquardt und die Beteiligung der aktuellen beheimateten Krampnitzer getreten.
Dabei kam heraus, dass die geplante Tram zwar perspektivisch bis Fahrland geplant ist, jedoch erst nach 2026 in Angriff genommen wird. Zu diesem Zeitpunkt soll gerade mal der Ausbau nach Krampnitz fertig sein und erst danach wird der Ausbau nach Fahrland in einem eigenen Bauabschnitt angegangen werden. Dies hänge mit den aktuellen Vorüberlegungen Erschließung von Fahrland-West zusammen und sei daher noch relativ ungewiss.
Offen zeigte sich die Verwaltung für die Umsetzung eines Kiezbades-Nord, jedoch liegen dazu noch keine konkreten Konzepte beziehungsweise Finanzierungsmöglichkeiten vor. Das leidige Thema der Finanzierung zieht sich leider auch über die Themen der fehlenden Musikschule im Norden und einem Jugendklub für das neue Quartier.
In Krampnitz soll auch sozialer Wohnungsbau umgesetzt werden, wodurch der angespannte Wohnungsmarkt in Potsdam selber eine Entlastung erfahren soll. Dies soll, wie aus der Presse zu entnehmen war, durch die hiesigen Genossenschaften umgesetzt werden.
Es verdichten sich also die Anzeichen, für die Errichtung einer neuen „Gartenstadt“ im Potsdamer Norden. Dazu passen die immer wieder eingebrachten Verdichtungen und Aufstockungen um noch mehr Wohnraum schaffen zu können. Diese Verdichtungen belaufen sich nach aktuellen Aussagen auf einen 8-Geschosser an der Ecke zur Döberitzer Heide; in Richtung Fahrland an der Ketziner Str. auf Höhe der weiterführenden Schule je ein 10 bis 14-Geschosser. Das ist angesichts der bislang bestehenden Bauten und der Einfügung in das dahinter beginnende Landschaftsschutzgebiet viel zu hoch. Es gibt im Potsdamer Norden keine vergleichbaren erhabenen Gebäude bzw. Komplexe. Die Bestrebungen der Stadt solche Hochbauten in der Nähe zum Park Sanssouci sind seit Jahren seitens der PSSG erfolgreich verhindert worden, da sonst das Antlitz der historischen Parks leide. Wir finden, dass dies für ein Biotop, wie es die Döberitzer Heide mit ihrem Schutzstatus darstellt ebenso mehr als rechtfertigt hier Maßvoll Hand an zu legen.
Jedoch reicht es nicht Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Ein so großer neuer Stadtteil benötigt dringend Bereiche für das soziale miteinander. Dazu gehört das Schwimmbad und die Bibliothek und Bürgerräume für Veranstaltungen und die Jugend. Eine reine Schlafstadt möchte niemand sein zuhause nennen.
Bei der Infrastruktur haben die Planer die Fertigstellung des Bahnhof Marquardt bis 2021/22 zugesagt und somit pünktlich zur Umstellung der Fahrpläne bereitstehen soll. Bei den Radwegen möchte die Stadtplanung lieber heute als morgen bauen, sodass diese Anbindung für individuellen Radverkehr sowohl Richtung Innenstadt als auch in Richtung Marquardt und somit zur Bahn besteht. Leider schieben sich hier Stadt und Land gegenseitig den schwarzen Peter zu. Das Land muss den Radweg bauen; die Planung und Ausführung ziehen sich aber hin, da die Priorität des Radweges nach Marquardt eine zu geringe Priorität habe; insofern bleibt es spannend.
Wir fordern für die weitere Planung des Ausbaus eine stärke Rücksichtnahme der Belange und Einwände aus den Ortsbeiräten von Fahrland, Neu-Fahrland und Groß-Glienicke. Nur sie sind in der Lage die Belange aller bisherigen Anwohner, von Verbänden, Vereinen und Gewerbe ernsthaft aufzunehmen und zu Wichten.
Ziel muss ein vernünftiges Gesamtkonzept für den Potsdamer Norden sein. Die Stadtverordnetenversammlung als auch die Verwaltung muss für die Expertise aus den Ortsteilen empfänglich sein und die Bedenken und Wünsche des Potsdamer Nordens endlich ernst nehmen.