Bericht von der Podiumsdiskussion für den neuen Ortsbeirat Fahrland – auf zur Wahl am 9.6.
Verangenen Freitag fand auf Einladung des scheidenden Ortsbeirates und durch Vorbereitung unserer BI Fahrland ein Podium mit den Kandidierenden für den am 9.6. neu zu wählenden Fahrländer Ortsbeirat statt. Wir freuen uns, dass wir Christoph Dielmann, unseren Gemeindepfarrer, wieder für die Moderation gewinnen konnten. Er hat sogar einen kurzen Bericht geschrieben, für die, die nicht dabei sein konnten. Diesen teilen wir hiermit gern und rufen hiermit zu einer regen Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag auf – gern natürlich auch (wieder) für uns:
Im Fahrländer Hort stellten sich folgende Kandidatinnen und Kandidaten den 30 Wählerinnen und Wählern: Birgit Eifler für B´90/Die Grünen, Jörg Walter für die BI Fahrland, Claus Wartenberg für die SPD, Tina Lange für die Linken und Heiko Weise für die AfD. Größter Aufreger war die Umgestaltung an der Ketziner Straße mit Unklarheiten, wie lange das dauern würde und wie viele Parkplätze es dort geben sollte. Das müsste noch einmal genauer von den Planern mitgeteilt werden, denn die Fahrländer müssen sich auf erhebliche Verkehrsstörungen an ihrer Geschäftszeile einstellen. Jörg Walter gab allerdings auch der verbreiteten Dankbarkeit Ausdruck, dass es jetzt endlich losginge.
Aus dem Publikum und auf dem Podium gleichermaßen kamen die verschiedenen weiteren Infrastrukturthemen zur Sprache wie Apotheke, Altenpflege, Blitzer in der Gartenstraße, der Radweg nach Marquardt. Der einzige Erstwähler im Raum fragte nach konkreten besseren Busverbindungen in den Potsdamer Westen. Tina Lange gab ebenso konkret zu den entsprechenden Gesprächen mit den Verkehrsplanern Auskunft. Claus Wartenberg tat dasselbe zu einer Frage nach öffentlichen Elektro-Ladestationen. Nach dem Umbau der Ketziner Straße sieht er den Kaiserplatz als nächstes Projekt. Heiko Weise forderte die Abschiebung nicht anerkannter Asylanten und die Schließung der Unterkunft nach Zeitablauf. Er bat darum, als AfDler “nicht wie im Bundestag behandelt” zu werden. Jörg Walter machte sich zum Anwalt der “kleinen Themen, die wir vor Ort angehen und lösen werden.” Birgit Eifler und Tina Lange nahmen mehrfach Bezug auf ihre Stimmen in der Stadtverordneten-Versammlung und verwiesen auf die umfangreiche Sportplatz-Sanierung und die ausstehende Sanierung des Treffpunktes Fahrland (Tina Lange). Am Rande gestreift wurden die Themen Krampnitz und Umweltschutz mit Bezug auf den Fahrländer See (Birgit Eifler). Bei einer solchen Themenfülle waren wir nach 90 Minuten auch etwas abgekämpft. Aus der Teilnehmerschaft wurde den Kandidatinnen und Kandidaten herzlich für ihr ehrenamtliches Engagement gedankt. Charmant moderierte Anke Oehme die Veranstaltung mit einem Wahlaufruf ab.
Mein Fazit: Es hat Spass gemacht, das Gespräch zur Kommunalwahl zu moderieren, zusammen mit Anke Oehme. Am selben Abend moderierte ich auch noch eine weiteres Podium in Uetz-Paaren mit ähnlicher Beteiligung.
Offensichtlich reiben sich alle Dörfer im Potsdamer Norden daran, wie die Stadt mit ihnen umgeht. Es liegt aber nahe, gemeinsame Anliegen zu koordinieren, ich vermute, dass es das in der Vergangenheit schon gegeben hat.
Natürlich gab es Emotionen in den Runden. Berührend: die Enttäuschung verschiedener langjähriger Ortsbeiräte, weil viel gemeckert wird und nur wenige mit anpacken oder sich auch nur selbst informieren. Manches über Jahrzehnte gewachsene dicke Fell konnte man hier in voller Pracht bewundern – und auch wie es darunter aussieht. In beiden Orten treten die amtierenden Ortsvorsteher nicht mehr an, erfahrene Leute scheiden aus. Aber neue Leute werfen ihren Hut in den Ring. Den Einsatz der Ehrenamtlichen muss man würdigen!
Das taten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Veranstaltungen, mit ihre Fragen und Themen. Das sind sehr bewusste Wählerinnen und Wähler, mit z.T. sehr konkreten eigenen Anliegen – Klasse! Wir hatten aber auch blinde Flecke: In Fahrland haben z.B. keine Surfer oder Kiter ihre doch recht pointierte Position zum See eingebracht.
Nun gibt es eine Menge Wähler, die nicht so gut informiert und positioniert sind. Was fangen diese mit teilweise heftig emotionalen Botschaften auf den Plakaten oder in den sozialen Medien an? Ich tippe auf flüchtige emotionale Zustimmung oder Ablehnung und halte das für gefährlich, leichtsinnig. Und: Heikel in jeder Richtung ist es, Politik mit Ausgrenzung zu machen – wer das lautstark nötig hat, der muss sich nicht wundern, wenn er nicht richtig einbezogen wird. Ausgrenzung und Kompromisslosigkeit beschädigt demokratische Prozesse in jeder Richtung.
Wer aber zuhört und mitredet, sich beteiligt, in den Dialog einsteigt, dessen Emotionen sind bestens aufgehoben: in seinem Engagement für die Sache, für das Dorf. Insofern fand ich die Leidenschaft in Uetz-Paaren ermutigend: “Lasst uns zusammenkommen und reden, wie wir in die Zukunft gehen!” Hoffen wir, daß es nicht verpufft.
Von Christoph Dielmann (Moderator der Veranstaltung und Gemeindepfarrer)